Fokusländer
Sudan und Saudi-ArabienIm Fokus des diesjährigen Festivals sind die zwei Länder Sudan und Saudi-Arabien
Fokus Sudan

Suhaib Gasmelbari, Talking about Trees
In den 1970er Jahren ließen sich manche Sudanesen in Westeuropa und in der Sowjetunion zu Filmemachern ausbilden und versuchten dann, in ihrer Heimat so etwas wie eine Nouvelle Vague zu lancieren. Das gelang nicht ganz, aber es entstanden doch diverse sehenswerte Filme. In seinem Dokumentarfilm Talking about Trees, der am Festival gezeigt wird, porträtiert Suhaib Gasmelbari einige der damaligen Pioniere des sudanesischen Filmschaffens und streut Ausschnitte aus ihren Werken ein. Nach dem Ende der 30-jährigen Diktatur Omar al-Bashirs keimte 2019 im Sudan Hoffnung auf. Vor allem junge Menschen glaubten an eine kulturelle Renaissance ihres Landes und Frauen fanden ihre Stimme. Doch die Militärregierung gab die Macht nicht ab, und seit dem 15. April 2023 herrscht im Sudan ein erbitterter Krieg zwischen der Armee und der Miliz RSF. In den Jahren zwischen der Diktatur und dem Bürgerkrieg entstanden starke Filme wie You Will Die at Twenty (2019) von Amjad Abu Alala und Goodbye Julia (2023) von Mohamed Kordofani, die im Ausland Festivalerfolge feierten.
Fokus Saudi-Arabien

King Abdulaziz Center for World Culture aka Ihtra (Dhahran, Saudi-Arabien)
In den 1980er Jahren wurde das Kino in Saudi-Arabien aus religiösen Gründen verboten. Seit 2016 jedoch hat im Zuge der von Kronprinz Mohammed bin Salman lancierten Saudi Vision 2030 eine kulturelle Liberalisierung im Königreich stattgefunden. Neben Discos und anderen Unterhaltungsstätten nach westlichem Vorbild gingen ab 2018 auch Kinos wieder auf, und das pittoreske Wüstenland diente nicht mehr nur ausländischen Produktionen als Kulisse. Neben dem Saudi Film Festival, das im spektakulären Ithra-Zentrum vor allem einheimische Produktionen zeigt, ist das 2019 gegründete Red Sea International Film Festival in Dschidda nun ein Aushängeschild für arabische Filmkunst. Schon 2012 schuf die saudische Regisseurin Haifaa Al-Mansour mit ihrer Emanzipationsgeschichte Wadjda den ersten ganz in Saudi-Arabien gedrehten Film und landete damit einen kleinen Welterfolg. Seither ist das saudische Filmschaffen enorm gewachsen und bringt neben charmanten Familiendramen wie Ahd Kamels My Driver & I (2024) und Abenteuerfilmen wie Hajjan (2024) auch eigenwillige Filme wie Mandoob (2023) hervor.